Bokel 2

Schicksale

„Es liegen aus Bokel eine ganze Reihe detaillierter Schilderungen vor, die Lehrer Gripp als Dorfbuchsachbearbeiter verfertigt hat. An ihnen läßt sich nicht nur der gesamte Kriegsverlauf exemplarisch ablesen, sondern sie vermitteln auch heute noch ein Gefühl der Betroffenheit und ohnmächtigen Trauer über den Lebens- und Leidensweg dieser jungen Männer aus unseren Dörfern, auch wenn die Schilderungen natürlich sehr heroisch gehalten sind. […]

<<Gustav Stick wurde am 13. Juni 1911 seinen Eltern Heinrich Stick und Martha Stick, geb. Rickert, in Bokel geboren, als erster Sohn von 6 Kindern. Dem Beruf des Vaters folgend widmete sich Gustav nach seiner Schulzeit der Landwirtschaft. Als landwirtschaftlicher Gehilfe war er meistens im väterlichen Betrieb tätig, half aber auch hier und da im Dorf aus. Seine stille, zuverlässige Art ließ ihn überall willkommen sein

Am 7. November 1939 als Dienstpflichtiger erfaßt, wurde Gustav im Februar 1940 als k.v. der Ersatz-Reserve I überwiesen und wurde am 3. September einberufen und bei der 1. Kompanie J.E. Battl. 376 in Rahlstedt eingestellt. Der 2. Kompanie J.R. 501 zugeteilt, war Gustav Stick vom 23. November bis 1. März 1941 im Küstenschutz an der französischen Kanal- und Atlantikküste eingesetzt. Nach vorrübergehendem Einsatz im Heimatkriegsgebiet ging es zum Kampf gegen den Bolschewismus. Die Grenzkämpfe in Litauen vom 22. bis 29. Juni 1941 wurden von ihm mitgemacht; unter anderem wurde der Übergang über die Mituva erzwungen und weiter über die Dubyssa vorgestoßen. Bei den weiteren Vorstoßkämpfen über die Düna (27. Juni – 12. Juli) wurde Gustav beim Durchbruch durch die Stalinlinie und bei den Kämpfen um Sebesh durch Granatsplitter an den Beinen verwundet. In Heimatlazaretten ausgeheilt, gehörte Gustav der Genesenen Kompanie des Inf. Batt. 6 an vom 24. Juli 1941 bis zum 2. Februar 1942. Am 3. Februar 1942 wurde der nunmehrige Gefreite Stick (Gefreiter seit 1. Februar 1942) zu seiner 2. Komp. Inf. Reg. 501 in Marsch gesetzt. Das schwarze Verwundetenabzeichen wies ihn als alten Frontsoldaten aus. Bei seiner Kompanie angelangt, hat er mit dieser die Not des grausamen russischen Winters noch erfahren müssen. Ein russischer Feuerüberfall auf Prissmoishje, einem Dorf am Ostufer der Lowat (Zufluß des Ilmensees) ließ Gustav Stick am 23. Mai 1942 den Heldentod sterben. Mit ihm fiel dort auch der Bataillonsführer.

 „Ihr Sohn hatte sich immer tapfer durchgebissen und auch an den vorhergehenden Kampftagen bewiesen, daß er ein einsatzfreudiger Soldat ist. Er war uns ein darüber hinaus ein lieber und offener Kamerad in ernsten und in frohen Stunden. Die Kompanie hat mit ihm wieder einen ihrer treuesten und zuverlässigsten Soldaten verloren“. So schrieb der Kompanieführer an die Eltern. Ein Soldatengrab fand unser Dorfkamerad nördlich des Ortes Alexandrowka (siehe Skizze).

So wie sich Gustav Stick die Achtung und Wertschätzung in seiner Kompanie erworben hatte, so war er auch in Bokel. Seine Nichtwiederkehr wird von der Dorfgemeinschaft als eine Lücke empfunden werden. Dem tapferen Soldaten und guten Sohn unserer engeren Heimat gilt unser Gedenken. Auch Dir, Gustav Stick, gebührt in Dankbarkeit dieser Ehrenplatz im Buche des Dorfes Bokel.>>"

Abschrift aus Helmut Trede: „Die Hörner Dörfer“, Husum 1989, S. 361-362.
Mit freundlicher Erlaubnis von
H. Trede.

Share by: