Barmstedtgeschichte

Die Geschichte von Barmstedt

Barmstedts lange, spannende Geschichte hat eine noch längere Vorgeschichte. Denn der Platz an der Krückau war schon seit der Bronzezeit vor 3500 Jahren besiedelt, was durch die vielen Hügelgräber bis ins 19. Jahrhundert hinein sichtbar war.


1. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erforschte der Barmstedter Pastor Christian Detlef Rhode in Zusammenarbeit mit Studenten des Akademischen Gymnasiums Hamburg hier zahlreiche Hügelgräber. Sein Sohn veröffentlichte ab 1719 die Forschungsergebnisse. Das Buch ist online einsehbar.
Eine Urkunde über die Existenz des Ortes gibt es aber erst aus dem Mittelalter, als der Bremer Erzbischof um 1140 das Kirchspiel
Barmetstede und den Gutshofs Barmitste an das Domkapitel Hamburg verschenkte. Grundherren waren die Edelherren von Barmstede,
die zu den mächtigsten und reichsten Adelsfamilien in Stormarn, Holstein und Dithmarschen gehörten. Nach neueren Forschungen sollen
sie die Erben der Grafen von Hamburg gewesen sein. Sie gründeten u. a. das Kloster Uetersen und waren maßgeblich für die Verleihung
der Stadtrechte an Krempe.

2. Schenkungsurkunde des Erzbischofs Hartwig mit Kopie der Schenkungsurkunde des Adalbero
Link: http://wiki.barmstedt-archiv.de/index.php?title=Die_Ritter_von_Barmstede_und_das_Hochmittelalter

Grundmauern und Reste des Turms der damaligen romanischen Kirche in Barmstedt wurden bei Restaurierungsarbeiten in der heutigen Heiligen-Geist-Kirche gefunden. Die kleine Feldsteinkirche war das Zentrum eines sehr großen Kirchspiels, zu dem bis ins 14. Jahrhundert auch Elmshorn und bis ins 18. Jahrhundert auch Hörnerkirchen gehörten. Sie brannte 1627 während des Dreißigjährigen Krieges ab und wurde danach nur notdürftig instand gesetzt.
Erst 1717/18 ließ der Graf Wilhelm Adolf Rantzau an gleicher Stelle eine neue schöne Barockkirche errichten.
Die heutige Schlossinsel geht auf eine alte Wasserburganlage aus dem Mittelalter zurück, die bereits damals mit einer Wassermühle verbunden war. Als die Grafen von Schauenburg nach 1300 die Gebiete der Barmstedes in ihren Besitz brachten, wurde die Burg, Haus Barmstedt genannt, der Sitz ihres Amtmanns. Er übte die Herrschaft und Gerichtsbarkeit stellvertretend für den Grafen in Bückeburg bzw. dessen Drosten auf der Hatzburg und später auf Schloss Pinneberg aus. Auf dem zugehörigen Gutshof mussten die Bauern Frondienste leisten. Das Gebiet umfasste den nördlichen Teil des heutigen Kreises Pinneberg und reichte von Elmshorn bis Heidkaten und von Bokel bis Ellerhoop-Thiensen. Als Kirchspiel wurde Elmshorn erst ab 1362 von Barmstedt gelöst, blieb aber Teil des Amtes Barmstedt.
3. Auf der Landtafel der Grafschaft Pinneberg des Daniel Frese von 1588 sind Barmstedt

Der Statthalter des dänischen Königs für die Herzogtümer Schleswig und Holstein, Christian Rantzau
auf Breitenburg, kaufte im Jahre 1649 das Amt Barmstedt und erreichte ein Jahr später seine Erhebung
in den Reichsgrafenstand. Das Amt Barmstedt wurde zur freien Reichsgrafschaft Rantzau. Die alte Burganlage bei Barmstedt, die damals noch aus drei Inseln mit einem Wall in der Krückau bestand,
wurde seine Residenz. Die Rantzaus regierten von 1650 bis 1726 über ihr Miniaturfürstentum.
Die Grafen Christian und Detlev ließen als Landesherren eigene Münzen prägen und  führten die Schulpflicht und die Kirchenbücher ein.

Nachdem im Jahre 1721 Graf Christian Detlef ermordet und sein Bruder Wilhelm Adolf in einem zweifelhaften Prozess verurteilt worden war, zog der dänische König die Grafschaft ein und ließ
sie von einem Administrator auf Schloss Rantzau verwalten. Die beiden Kirchdörfer in der Grafschaft, Barmstedt und Elmshorn, erhielten 1736 das Fleckensprivileg. Dabei wurden in Barmstedt alle
Bauernhöfe ausgegliedert und zum Großendorf zusammengefasst.



4. Christian, erster Reichsgraf zu Rantzau begründete 1650 einen Kleinstaat.
In kurzer Zeit entstanden Zünfte aller nennenswerten Handwerkszweige.
Die erste und danach weitaus bedeutendste war
die der Schuhmacher. Ihr bekanntestes Produkt im 19. Jahrhundert waren wasserfeste Seestiefel, die zu Tausenden an die Reedereien nach Altona und
Hamburg sowie nach Amerika geliefert wurden.

Das alte Schloss ersetzte man 1804-07 durch ein klassizistisches Wohngebäude nach einem Entwurf des dänischen Landbaumeisters C. F. Hansen. Auch die anderen Gebäude der Schlossanlage und die Wassermühle wurden im Stil der Zeit erneuert.

5 Die idyllische Schlossinselanlage in der Mitte des 19. Jahrhunderts war bis 1836 noch mit einer Zugbrücke geschützt.
Als 1842 eine Eisenbahn von Kiel nach Altona über Barmstedt geplant wurde, begeisterten sich die Barmstedter Bürger stark dafür, unterlagen aber nach heftigem Streit gegen die Elmshorner Eisenbahnfreunde. Stolz waren die Barmstedter aber, als das Schleswig-Holstein-Lied seit 1844 zur Landes-Hymne wurde. Ein Sohn ihres Fleckens, Matthäus Friedrich Chemnitz, hatte es geschrieben.

Schleswig-Holstein wurde nach den Kriegen gegen Dänemark zur Provinz Preußens und musste dessen Verwaltungsstrukturen übernehmen. Der Kreis Pinneberg entstand und die Administratur Rantzau wurde aufgelöst. Übrig blieb auf der Schlossinsel nur ein Amtsgericht mit Gefängnis. Der ehemalige Administrator Adolf von Moltke wurde erster Landrat des neuen Kreises Pinneberg.

6. Matthäus Friedrich Chemnitz wuchs in Barmstedt auf, bevor er 1844 das Schleswig-Holstein-Lied dichtete.
Während der Gründerzeit des Kaiserreichs entwickelte sich auch Barmstedt stark. Prachtvolle Neubauten wie die Villen in der Moltke- und Bahnhofstraße zeigten den neuen Wohlstand des Bürgertums an. Firmen, wie die Barmstedter Zeitung, die Rantzauer Schloßbrauerei, neue Mühlen, die Meierei und drei Schuhmanufakturen sowie eine Reihe von Hotels und Gasthöfen wurden gegründet und schließlich sogar eine Stadt.

1896 schlossen sich der Flecken Barmstedt und die Gemeinden Großendorf und Rantzau zur Stadt Barmstedt zusammen. Im gleichen Jahr kam der Eisenbahnanschluss nach Elmshorn, der 1904 nach Bad Oldesloe erweitert wurde.
In den 1930er Jahren war die Stadt geprägt von einem Projekt des Reichsarbeitsdienstes, das die Begradigung der Krückau und ein Staubecken vor der Wassermühle vorsah. So entstanden der Rantzauer See und die Schlossinsel, die erst durch Zuschüttungen ihre heutige Form erhielt.

Die NS-Propaganda nutzte die Einweihung des Sees im Rahmen der 800-Jahr-Feier Barmstedts 1938.
Während des Zweiten Weltkriegs mussten Zwangsarbeiter die vielen zum Kriegsdienst einberufenen Männer ersetzen. 
Ab 1943 kamen Flüchtlinge aus Hamburg und ein Jahr später aus Ostpreußen in großer Zahl und wurden notdürftig einquartiert.
In kürzester Zeit verdoppelte sich die Einwohnerzahl, wobei die Stadtverwaltung die neuen Bürger in freizuräumende Zimmer bei den Einheimischen einwies. Zusätzlich nutzte man zwei Barackensiedlungen: das Waldlager und die Behelfsheime am Großen Kamp.
8. Zuerst als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, dann als vormilitärische Ausbildung des NS-Reichsarbeitsdienstes wurde aus einem Sumpfwiesengelände in Handarbeit der Rantzauer See gebaut.
In den 50er Jahren schaffte die Verwaltung mit Hilfe von Baugesellschaften neuen Wohnraum, so dass Barmstedt zunächst vor allem in nördlicher und westlicher Richtung wuchs. Die Wirtschaft war durch mehrere Großbetriebe wie Velox und Züchner und viele Handwerker, Geschäfte sowie durch verschiedene Baumschulen gekennzeichnet. Nach wie vor spielte die Schuhherstellung eine große Rolle. Die bekannteste unter den Schuhfabriken war die Firma Gabor, die hier bis 1992 ihren Stammsitz betrieb.

9. In dem Roman „Der Kirchturm wackelt“ entstand die Nachkriegszeit in Barmstedt so genau, dass sich viele wiedererkannten.



1980 begründete Barmstedt seine erste Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Roissy-en-Brie. Bald kamen das englische Oakham und das dänische Middelfart hinzu. Die vielen gegenseitigen Besuche bringen bis heute Bürger der beteiligten Städte zusammen.
Das Land Schleswig-Holstein schenkte der Stadt 1984 die historische Schlossinsel und half bei einer ersten Sanierung der verfallenden Gebäude. Nach dem Einzug des Museums der Grafschaft Rantzau in das ehemalige Gerichtsgebäude, das gute Einblicke in die verschiedenen Epochen der Barmstedter Geschichte liefert, entstanden durch großes bürgerschaftliches Engagement und Einsatz der Beteiligten das Café Schlossgefängnis, die Remise und die Galerie III. Im Laufe der Zeit hat sich so auf der Schlossinsel ein reges kulturelles Leben entfaltet, das sich in den nächsten Jahren noch weiter entwickeln wird.
10. Mit über 800 Jahren Geschichte entwickelt sich die Schlossinsel Barmstedt seit 1979 zu einem kulturellen Magneten für die ganze Region.
Als stetig wachsende, immer noch kleinste Stadt des Kreises Pinneberg besitzt Barmstedt mit seinen ca. 10.000 Einwohnern immer noch einen ländlich-urbanen Charme. Es ist umgeben Wald, Wiesen und Feldern, durchflossen von der Krückau und durch seine Nähe zu Hamburg mittendrin im Leben der globalisierten Welt. (Verfasser: M. Theilig, 11.06.2020)

KONTAKT

Gemeinschaftsarchiv der
Stadt Barmstedt und
des Amtes Rantzau

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Christina Bradler

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KONTAKT

Museum der Grafschaft Rantzau

Rantzau 13
25355 Barmstedt

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E-Mail: kontakt@museum-grafschaft-rantzau.de
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